"In einem anderen Brief behauptete die Verfasserin, Frauen hätten ein schwach entwickeltes Geschichtsbewußtsein, weil sie wesentlich noch nicht in die Geschichte eingetreten wären. Um als Menschen zu leben, das heißt in die Historie einzutreten, müßten sie aus der Historie austreten: sich Natur aneignen. Zuerst ihre eigene."
Hochzeit in Konstantinopel, 1968

"Ich warte auf den Dichter, der eine lesende Arbeiterin fragen lassen könnte", sagte Bele H. "Nach den Sklaven der Sklaven, die keinerlei sichtbare Spuren ihrer Fähigkeiten hinterlassen konnten." ... "Niemand, der sich müht, etwas Größeres zu wollen, kann den Beistand der Geschichte entbehren. Diese Gewißheit der Verwurzelung. Selbstbewußtsein schaffendes Traditionsbewußtsein. Stolz. Ein Adeliger, der sich an einen Stammbaum lehnen kann, ist beispielsweise gegenüber Arbeitern und Frauen, die allein zu stehen glauben, im Vorteil"
Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura, (DDR 1974, BRD 1976)

"In Split durchschau ich die Haut einer Frau. Im Gegensatz zu ihren Brüdern, die auf den Lehrstühlen denken über die Welt, kostet sie von ihr. So kommt es, daß Laura von Straßen durchquert ist und von Schienen und Flüssen, die lagern Gegenstände ab in Gewände ihres Leibs, belebte und unbelebte."
Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura, (DDR 1974, BRD 1976)

"Schließlich erkannte sie [Beatriz], daß sie keine Kanzonen mehr verfassen konnte, diese Nachbildungen mit verstellter Stimme Tenor, Bariton, Baß. Unmerklich, vielleicht auf dem brutalen Wege der Demütigung, war ihre eigene Stimmlage freigelegt worden. Für deren Gebrauch es freilich noch keine Vorlage gab."
Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura, (DDR 1974, BRD 1976)

Über ihre Romanfigur Beatriz:

"Beatriz ist eine Ketzerin, eine Grenzüberschreiterin in der Größenordnung eines Faust"

Gespräch mit Eva Kaufmann: "Der weibliche Ketzer heißt Hexe," Texte, Daten Bilder, Hrsg. Marlis Gerhardt (Frankfurt: Luchterhand, 1990), 42 - 690


"Über sehr ernste Gegenstände sehr ernst sprechen wollen, führt zu Schweigen. Sehr ernste Gegenstände oder Weltzustände lassen sich nur mit Humor bereden. Weil sie überfordern. Und gegen Überforderung wehrt sich der Selbsterhaltungstrieb des Menschen. Entweder mit Verdrängungen: defensiv, oder mit Gelächter: offensiv. Meine Sympathie gehört der offensiven Menschenart zumal in diesen bitterernsten Zeiten.."
Gespräch mit Eva Kaufmann: "Der weibliche Ketzer heißt Hexe," Texte, Daten Bilder, Hrsg. Marlis Gerhardt (Frankfurt: Luchterhand, 1990), 42 - 690

"Die griechische Kultur hatte die Sklavenhalterordnung zur Grundlage, die moderne Kultur die Frauenhalterordnung." Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura, (DDR 1974, BRD 1976)

"Ein Sozialismus aber, der die Männervorherrschaft nicht abschafft, kann keinen Kommunismus aufbaun."
Amanda. Ein Hexenroman, 1983

Nicht die Entwicklung des abstrakten Denkens, sondern dessen Ausschließlichkeitsanspruch, der eine Weiterentwicklung des bildhaften Denkens nicht nur verhinderte, sondern seine Errungenschaften zerstörte, machte mir das Leben schwer. Mich deprimierte, daß die Historie des Denkens nach wie vor ebenso ihren Fortgang nimmt wie die andere: kriegerisch."
Amanda. Ein Hexenroman, 1983

"Wird der Ernst so groß, daß die Schmerztränen versiegen, ist höchste Zeit, Tränen zu lachen."
Der Schöne und das Tier, 1991